rein theoretisch ist alles gut

Der Mutti-O-Mat oder der familienpolitische Wahltest:

Alu vom Blog Grossekoepfe hat im Netz dazu aufgerufen etwas zum Thema BTW zu schreiben. Bitte gern: #Familienpolitik #BTW17 #GERWOMANY #DubistDemokratie Voll mein Thema! Vor der Schicksalswahl 2017 habe mich noch intensiver mit Familienpolitik beschäftigt. Ich habe nicht nur den Wahl-O-Maten konsultiert. Nein: Ich habe mich wahrhaftig durch 5! Programme gelesen, war auf Veranstaltungen, und habe mich für RTL2 als alleinerziehendes Gewissen 4 Stunden unbezahlt in die Sonne gesetzt, und einer jungen, kinderlosen, gut situierten und gut verheirateten FDP Bundestagskandidatin meine glänzende vom Vereinbarkeitswahnsinn zerfurchte Mutterstirn geboten. Wer wenn nicht ich, kann hier kurz, knapp und prägnant zusammenfassen, was ihr wissen müsst. Familienpolitik rangiert im aktuellen Wahlkampf wieder nur an 7. Stelle. Wieso soll man überhaupt wählen gehen?

Ich zitiere an dieser Stelle mein Kind (9): Du musst wählen gehen Mama – weil vor der Demokratie kann man nicht davonlaufen, sagt die Oma. Politik tut gar nich weh und kann Spaß machen, wir haben es nur verlernt leider, sage ich! Ich mache auch einen unterhaltsamen Test daraus! Los geht’s

Die CDU ist die richtige Partei für Dich, wenn Du einen Gatten hast, ein Häuschen oder hier mindestens 8 Punkte erreichst:

  1. Du bist “Vollzeit”- Mutter seit die Kinder da sind, bzw. hast nach dem Studium selig lächelnd den Referendar aus der Kanzlei deines Vaters geheiratet. 2 P
  2. Du willst maximal 2 Nachmittage pro Woche in der hochpreisigen Kinderboutique deiner Freundin aushelfen, sobald deine Kinder das dritte Lebensjahr erreicht haben. 2 P
  3. Scheidung kommt nicht in Frage, auch nicht wenn dein Gatte (aka der Referendar) mit der PraktikantIn den Büroschreibtisch einem Belastungstest unterzieht, ohne im Vorstand des TÜV Rheinland zu sein. 3 P.
  4. Dein Mann wurde ehevertraglich so geknebelt, dass er dich auf Händen trägt, bis er das Zeitliche segnet. 2 P
  5. Du möchtest Gustav-Emmanuel bei einem geplanten Kaiserschnitt in der Privatklinik entbinden, eine Hebamme brauchst du nicht. 2 P
  6. Du hast eigenes Vermögen (damit meine ich nicht 35 Paar Schuhe sondern echte Kohle) u. du willst das alles für dich behalten = die kaputten Bürgersteige oder maroden Schultoiletten kümmern dich nicht, weil Gustav-Emmanuel bleibt sowieso unter Seinesgleichen, und pinkelt mal im Internat “Institut auf dem Rosengarten” in ein Produkt aus dem Hause Geberit. 2 P
  7. Du kannst dir Vereinbarkeit leisten (Aupair, Ganztagsschule, Feriencamps, Chorfahrten, Haustiere, sowie Spielkameraden mit viel Appetit aus gutem Hause) 2 P
  8. Du willst das Kinderbaugeld in deinen Altersruhesitz im Voralpenland investieren. 3 P

Die FDP ist die richtige Partei für Dich wenn Du auf Anzugträger abfährst – oder hier mindestens 8 Punkte erreichst:

  1. Du stehst auf den Spruch Digital First Bedenken Second, weil deine Kinder haben alle ein Smartphone seit Eintritt in die bilinguale Kita. 2 P
  2. Du hast kein Problem damit Mutterschaft, Karriere, Beischlaf und ausgewogene Mahlzeiten zu koordinieren, weil dazu hast du eine eigene App entwickelt. 2 P
  3. Du willst Christian Lindner, egal wie und am liebsten ohne Hemd. 8 P
  4. Deine Sippe wird dir mehr als 7.000 EUR vererben, weil ihr cleverer seid als der Schäuble. 1 P
  5. Du hast kein Problem, mit dem Wechselmodell oder Väterrechtlern. 2 P
  6. Du funktionierst seit deiner Geburt wie ein Schweizer Uhrwerk und magst weiße Blusen. 3 P
  7. Dein Mann gehört zum Wirtschaftsforum auf der FDP-Website. 4 P.
  8. Das Frauen auf der Landing Page u. in der Partei rar gesät sind, ist halt “Denken wir neu”. 1 P.

Die SPD ist die richtige Partei für Dich, wenn Du damit klar kommst, dass die aus Versehen mehr für Besserverdiener machen – oder hier mindestens 8 Punkte erreichst:

  1. Du schaffst Vollbeschäftigung und Haushalt mit links oder mit angemeldeter osteuropäischer Putzfrau. 2 P
  2. Du willst kostenfreie Kinderbetreuung – Punkt. 2 P
  3. Du beziehst kein ALG 2 oder stehst in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis. 2 P
  4. Du bist stolzes Arbeiterkind mit Hochschulabschluss, verbeamtet auf Lebenszeit. 8 P
  5. Du schwärmst für Gottkanzler Schulz. 2 P
  6. Du fandest Manuela Schwesig als Familienministerin richtig richtig gut 4 P.
  7. Soziale Gerechtigkeit ist schön, aber eigentlich …..  0,5 P.
  8. Du hast kein Problem damit, dass Frauen in der SPD bei diesem Wahlkampf eher zugucken 3 P.

Die Grünen sind die richtige Partei, wenn Du denkst Öko first, und auch nach dem 20. des Monats in der LPG einkaufst, oder hier mindestens 8 Punkte erreichst:

  1. Deine Kinder gehen in die Waldorfschule oder eine andere freie Schule. 3 P.
  2. Du fährst einen Tesla und ein Lastenrad. 4 P
  3. Du willst mehr Klimaschutz und Verbraucherschutz 2 P.
  4. Du machst Foodsharing = bist beteiligt an einer Kuh & imkerst mit den Nachbarn. 2 P
  5. Du willst vor allem Zeit für deine Familie, Geld ist nicht so wichtig. 3 P.
  6. Bei den Grünen ist die Welt immer so schön bunt und die haben den Özdemir. 5 P.
  7. Du wohnst in Prenzl’berg und kommst aus Schwaben. 8 P.
  8. Deine Eltern haben dich auf dem ersten Parteitag der Grünen gestillt. 4 P.

Die deren Namen nicht genannt werden darf, weil sonst die braunen Trolle in den friedlichen Mutti-Blog kommen und ihre Hass-Häufchen hinterlassen, ist die richtige Partei für Dich, wenn Du hier mindestens 8 Punkte erreichst:

  1. Du findest Frauke Petrys Plakat mit dem Baby so niedlich. 0 P.
  2. Dein Kind kann nur die dritte Strophe der Nationalhymne, das reicht. 0 P.
  3. Deine Familie fährt montags immer geschlossen nach Dresden. 0 P.
  4. Männer wissen einfach von Natur aus besser was für Frauen/ Familien gut ist. 0 P.
  5. Du kennst keine Flüchtlinge, aber folgst Bea v. Storchs Twitteraccount. 0 P
  6. Dein Geburtskanal ist der einzige Weg in die Bundesrepublik. 0 P.
  7. Du willst gehört werden – verdammte Scheiße, weil dir geht es schlecht. 2 P.
  8. Die Familienpolitik hier ist eine Verschwörung. 0 P.

Und nun zu den LINKEN? Also ehrlich gesagt könnte ich jetzt so weiter machen und aufzählen, aber wieso muss ich das? Ich bin auch kurz vorm abendlichen Post-Vorlese-Putz-Koma.

Wer Kinder hat, kein Vermögen und arbeitet in Deutschland, kennt das ja – und der kann doch mit der Politik wie sie ist oder war nicht zufrieden sein? Die Regierungsparteien der letzten 20 Jahre haben es nicht geschafft eine wirkliche familienpolitische Reform anzugehen, die brauchen wir aber ganz dringend.

  1. Eltern verdienen wirksame Maßnahmen, die ihnen die Vereinbarkeit erleichtern, und ihnen wirtschaftliche Stabilität unabhängig vom Unterhalt oder einer Ehe ermöglichen: Weg mit dem Ehegattensplitting, das verhindert die partnerschaftliche Aufteilung der Care-Arbeit.
  2. Kinder sind eine Bereicherung im Leben, warum sind sie hierzulande ein Armutsrisiko? Feiern sich Parteien in 2017 ernsthaft für 20 EUR Kindergelderhöhung? Und Baukindergeld? Come on in Berlin ist das ganze Bauland verkauft! Wir brauchen endlich Kindergrundsicherung.
  3. Zu viele Mütter leben im Alter von Grundsicherung: Erziehungszeiten und Teilzeit bedeuten massive finanzielle Einbußen, und damit Nachteile auf dem Rentenkonto!
  4. Wann stellen Unternehmen ohne zu Zucken qualifizierte Frauen mit Kind ein? Wieso ist in Deutschland die 40 Stundenwoche und Präsenzwahnsinn der Schlüssel zum Erfolg?
  5. Warum ist gute Betreuung an öffentlichen Kitas oder Regelschulen so schwierig, und warum werden ErzieherInnen in dem Betreuungsschlüssel oder prekären Beschäftigungsverhältnissen verheizt?
  6. Wie schaffen wir endlich den Kitaausbau?
  7. Wann reicht ein Gehalt wieder für eine Familie? Wieso brauchen so viele Alleinerziehende trotz Arbeit ALG2?
  8. Wieso verdammt lassen Mütter (und Väter) das schon so lange mit sich machen?

Wenn du das auch so siehst könntest Du die LINKE wählen  – sorry ist so – ich musste auch erstmal in die DDR-Gedächtnis-Tüte aus braunem Papier atmen vor Schreck. Der familienpolitische Sprecher der Partei hat der Zeitschrift Eltern ein sehr interessantes Interview gegeben. Die Grünen haben auch viele gute Ideen, aber die sind mir z.B. nicht dicht genug an der Lebenswirklichkeit von Familien in wirtschaftlicher Schieflage dran.

Ich kann das beurteilen, ich bin seit 9 Jahren Mutter, und nehme seitdem unfreiwillig an einer unbezahlten Studie zum Thema Vereinbarkeit und Verdrängung von Müttern in atypische prekäre Arbeitsverhältnisse teil.  So und nun genug von mir hier kommt dein Test:

Die Linke ist die richtige Partei für dich wenn du hier mindestens 8 Punkte erreichst:

  1. Deine Tochter heißt Rosa nicht wegen der Farbe, sondern wegen der Luxemburg. 8 P
  2. Bei Anzahlungen zur Klassenfahrt musst du an deine letzte Reserve Talisker. 4 P
  3. Grundsicherung im Alter? Mit Pfand kommst du jetzt schon nicht klar! 3 P
  4. Du willst vielleicht nicht Wagenknechts Frisur, aber wieder zum Friseur verdammt. 3 P
  5. Die Kinderarmut in unserem reichen Land macht dich stocksauer! 5 P
  6. Von der Elternzeit sollen beide gleich viel haben, selbst Gysi könnte wickeln. 4 P.
  7. Familie bedeutet nicht nur Mutter, Vater, Kind. 3 P.
  8. Soziale Ungleichheit ist mehr als “kaufe ich halt im Biomarkt u. die gehen zur Tafel”. 4 P

Gehen auch Mischergebnisse? Großer Gott ja du hast doch zwei Stimmen (ausser für die deren Namen man nicht nennen darf!). Die Erststimme gehört dem Direktkandidaten deines Wahlkreises. Ich könnte rein theoretisch diesen komischen Vogel von der Partei deren Namen man nicht nennen darf wählen, weil dann die braunen Trolle ihre ….. ! Die wichtigere Stimme ist die Zweitstimme. Mit der wählst du eine Bundesland-Liste von Kandidaten einer Partei – und damit entscheidest du mit, wie viele Sitze eine Partei im Bundestag bekommt!

Fazit: Politik ist doch gar nicht so schlimm? Ich verstehe nicht, warum wir Mütter nicht öfter geschlossen mit der Bratpfanne Stellung beziehen für Sichtbarkeit und bessere Rahmenbedingungen – warum muss da die BTW kommen? Familie ist doch kein Randthema – es gibt mehr WählerInnen in Deutschland als Wähler. WTF?

Ganz unten noch ein paar Beiträge zum Thema Familienpolitik: z.B. Vereinbarkeit, Rente und dem Dauerbrenner soziale Ungleichheit aus dem Blog.

Familienpolitik: Gehts noch? Warum Eltern mal ganz hurtig in die Trotzphase kommen sollten bevor die Bundestagswahl vorbei ist

Heim und Herd: Sind Vollzeit-Mütter besser dran?

Working Moms nerven? Warum Deutschland ein Problem hat und ich keinen Bock mehr!

Die „Uns-geht-es-doch-gut-Floskel“: Was der Erfolg einer bestimmten Partei mit Teilhabe zu tun hat

 

Und was ist mit Demokratie in Bewegung? Die haben gute Ansätze ja, aber heute hab ich das Zitat gelesen “Wir verstehen uns als Dienstleiter” und da muss ich erstmal in mich gehen, ob ich damit klarkomme bzw. das Programm richtig lesen, weiß nicht, ob ich das schaffe diese Woche, weil Überstunden – sorry ist halt so als Mutti.

 

 

 

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