Am Wochenende habe ich einen Beitrag gelesen zum Thema, wie man sich ein glückliches Wochenende macht: Man nimmt sich nix vor und lässt sich treiben, statt sich zu stressen mit der Koordination von Brunch-Verabredungen, Kinodates und Cocktail-Verabredungen. Man genießt das einfache Leben in Mitte: Galerie-Besuch, vielleicht Yoga, Kaffee trinken, Pizza essen auf den Stufen eines Museums. Aus dem Vollen etwas weniger schöpfen – das ist der Schlüssel zum Glück. Nun denn: Das ist ja grundsätzlich alles sehr schön und ein konstruktiver Vorschlag. Allerdings dachte ich dann im nächsten Moment: Haben die keine anderen Probleme in Mitte (muss ich nach Marzahn ziehen?) Ist das wirklich Stress, dass man viele Möglichkeiten hat, sein Wochenende zu gestalten. Machen wir uns das Leben kompliziert und schwerer als es ist?
Ich glaube schon. Wir kommen mit Pausen nicht gut klar. Es gab eine Zeit, da bin ich am Wochenende von Programmpunkt zu Programmpunkt gehüpft. Mein Handy brummte vor Vorschlägen, was ich alles machen könnte und wen ich wo treffen soll. Hier eine Galerie-Eröffnung, da ein üppiger Brunch, und abends 1 – 2 tolle Cocktails (dazwischen noch ne Runde Tango tanzen). Großartig. Ich wollte und musste überall dabei sein. Ich wollte nichts verpassen und alles schaffen. Dabei habe ich allerdings leider das wichtigste übersehen: Mich selbst. Zwischen feiern und powern kam mir die dringend nötige “vielleicht mal gar nix tun-Phase” mit der Zeit abhanden.
Montags startete ich also abgehetzt in eine 60 Stunden Woche. Fragte mich jemand “Wie war Dein Wochenende” antwortete ich als brave Mitte-Frau wie folgt: “Toll”. Warum ich mich nicht so fühlte, wollte bestimmt keiner wissen. Mich interessierte das ja auch nicht. Immer weiter powern und dabei gut aussehen. Dann wurde ich Mutter: Es änderte sich alles und doch nix. Ich machte nach einer Weile weiter wie bisher: Schön auf der Energie-Überholspur bleiben, “stur lächeln und winken” würden die Pinguine aus Madagaskar sagen, die mein Kind so mag.
Irgendwann wurde es dann doch noch was mit mir und dem einfachen guten Leben. Ich wurde entschleunigt. Om Shanti Juhu! Zunächst konnte ich mit meiner unfreiwilligen Askese nicht viel anfangen. Ich taumelte wie ein aus dem Energie-Rad gefallener Hamster leicht orientierungslos durch Mitte. Bis ich mich endlich mal für länger auf die Yogamatte legte, und diesen Zustand akzeptierte, ging sehr viel Zeit ins Land. Ich begriff, dass die Grenzen, die mir vom Leben gerade gesetzt wurden, nicht unbedingt schlecht sind. Meine Möglichkeiten waren beschränkt, doch dafür hatte ich auch viel bekommen: Ein großes entschiedenes Nein statt vieler halbherziger und mich damit total erschöpfender Ja’s. Ich konnte in meiner Pause wieder ins Gleichgewicht kommen. Ich lernte mich auf das zu konzentrieren was wirklich wichtig ist – nämlich: Nicht immer nur zu machen! Im Ernst: Nichts zu tun wirft dich zurück auf dich selbst (das ist nicht immer angenehm I know).
Und noch etwas passiert mit Dir: Du wirst achtsam. Ich weiß einige von Euch rollen jetzt die Augen, weil dieses Wort so inflationär gebraucht wird, dass man es nicht mehr hören kann. Ich kann das Wörtchen “achtsam” auch ersetzen durch: Aufmerksam. Du wirst aufmerksamer für Deine körperlichen und seelischen Bedürfnisse. Für all das, was im Leben eigentlich zählt. Das ist weniger als Du denkst. Um das herauszufinden musst Du allerdings in dich hinein hören. Und dafür ist eine Weile weniger zu tun gar nicht schlecht. Und das beste zum Schluß: Vielleicht hat das Universum oder wer auch immer einfach noch was besseres mit Dir vor. For further details please ask a butterfly near you:
- Das Leben macht manchmal Pause, weil es gerade wieder Schwung holt.
- Ein entschiedenes Nein ist besser als zwei halbherzige Ja’s (gilt auch und besonders für Schuhe und Männer).
- Niemand muss immer etwas leisten, um etwas wert zu sein!
- Jede Anstrengung (auch positive) braucht Erholung!
- Stolpern gehört zum Leben dazu. Eine Weile liegen bleiben darf man auch!
- Manchmal ist der beste Plan: Gar kein Plan! Im Moment sein reicht.
PS: In so einer Pause kann man auch nützliche Dinge in der Volkshochschule lernen: WordPress zum Beispiel oder Makramee – verrückt ich weiß 😉
Paula Picareta
28. August 2015 — 9:33
Liebe Susanne,
Danke für diesen wunderbaren und humorvollen Beitrag. Es war mir eine Freude ihn zu lesen und die Pause, die er mir beschärt hat zu genießen.
Notyetaguru
28. August 2015 — 10:03
Liebe Paula, vielen Dank – das freut mich sehr!