rein theoretisch ist alles gut

Aktionswoche der Müttergesundheit: Das Mandala kann mich mal mit Verlaub!

Ich muss gestehen, dass ich mal in einer Mutter-Kind-Kur war. Mein Kind war noch nicht mal ein Jahr alt, da machte ich schon schlapp. Ja ich weiß, das ist ja nix. 8 Monate und schon am Limit? Ich war doch in Elternzeit! Was sollen denn da Mütter sagen, die 2-5 Kinder haben und schon jahrelang dabei sind, und tapfer täglich bis zum Anschlag alles geben? Ich weiß ich schäme mich auch ein bisschen.

Seit Generationen stehen deutsche Mütter ihren Mann, und seit ein paar Jahren arbeiten die meisten auch noch nebenbei. Sie kommen am Nachmittag heim mit den Kindern, der Lohntüte und den Einkäufen in der Hand. Dann schnitzen sie aus Obst kleine Kunstwerke, kontrollieren die Aufgaben, plaudern mit ihrem Mann über gesellschaftlich relevante Themen, bringen die Kinder ins Bett, vielleicht auch nicht, macht dieses Mal er, derweil rasiert sie sich die Beine, schlüpft in ihre heißen Dessous und hat wilden Sex auf der Küchenplatte, die sie gleichzeitig mit biologischem Hartöl behandelt, weil man kommt ja zu nix, und er macht das irgendwie nie so sorgfältig, währenddessen haben beide mindestens einen Orgasmus. Die Küchenplatte bleibt unbeschadet. Dann liest Mutti noch einmal ihre E-Mails, sondiert die Lage in der Whatsapp Elterngruppe von Kind 1 – 3, blättert in einen Erziehungsratgeber, den der befreundete Kinderpsychologe empfohlen hat, und sinkt in die heißgemangelten Kissen. Vorher hat sie noch ihre Poren verkleinert mit einer Vliesmaske. Und eines der Kinder entlaust. Ein ganz durchschnittlicher Tag.

Bewundernswert diese Zuverlässigkeit, Disziplin und Ausdauer. Und einige machen das auch alles ohne Mann. Den Sex auch? Nun ja. Manche haben auch den ganzen Stress obwohl sie gar nicht nebenbei arbeiten. Manchmal haben den ganzen Stress auch die Väter. Kommt auch alles vor. Ist so. Kann passieren. Ja und? Hat nicht jeder Oma, Opa, Clan, Putzfrau etc. etc. Wie auch immer:

Deutsche Muttis sind in der Regel belastbar und verlässlich wie Dieselfahrzeuge, gibt so viele schöne Modelle und Farben. Und es läuft und läuft und läuft. Alles gut und in Ordnung. Die Abgaswerte stimmen erstmal. Jahrelang. Verlassen sich alle drauf. LÄUFT so. Immer schon. Und dann tuckert es plötzlich. Oder der Wert weicht ab.

Doch keine Panik! Wenn Mutti langsamer wird, was in den meisten Fällen heißt: kurz vorm Kollaps steht, muß sie nicht verzagen, denn es gibt seit Jahren einen starken Partner an ihrer Seite! Das Müttergenesungswerk. Die machen sich schon ewig verdient um Müttergesundheit. Eine Traditionseinrichtung – gibt es schon länger als das Ehegattensplitting. Kein Scherz:

Elly Knapp Heuss hat es gegründet. 1950 war das. Schirmherrschaft übernimmt immer die Frau vom Bundespräsidenten. Ich will gar nicht unken.

Diese Arbeit ist wertvoll und wichtig, weil wenn bei der Mutti die Inspektionsleuchte blinkt, sollte sie ganz dringend gewartet werden, nicht auszudenken, wenn sie ganz ausfällt bevor sie die 100.000 km voll hat. Ich sage nur Küchenarbeitsplatte, wenn da erstmal Feuchtigkeit drin ist? Das schöne Holz. Quellt alles uff, muß der Tischler kommen. Oder ganz austauschen? Oh Gott. Eben.

Bedarf an Wartung äh Kuren ist nach wie vor vorhanden. Erschöpfte Mütter haben Hochkonjunktur.

Burn-Out oder Erschöpfungsdepression sind nicht mehr nur allein den VW-Vorständen vorbehalten. Nein. Auch Arbeitslose erkranken an einem Burn-Out, wieso auch nicht? Laut einer Studie ist chronisch gestresst, wer sich viele Sorgen macht, sich überlastet und überfordert fühlt und kaum Anerkennung erhält. Noch Fragen?

In vielen Haushalten ein Ach, bzw. unter jeder Mutter ein riesiger Energieabgrund. Da fällt je nach Alltags- und emotionaler Belastung ganz viel rein und durch. Auch die Mutti, wenn sie nicht aufpasst. VORSICHT!

Ist ganz schön groß das Loch manchmal. Kann man leider weder Bügelwäsche, noch Ablage, noch Altpapier, noch Pfandflaschen, noch Existenzängste reintun. Kind passt auch nicht durch, hab es versucht kurz. Sorry war echte Notsituation. Mann? Musste ich nie. Vielleicht? Egal. Ich schweife wieder ab.

Also meine Freundin Fee hat mich heute auf eine ganz zauberhafte Aktion des Müttergenesungswerks aufmerksam gemacht. Sorry für zauberhaft, aber ich hab heute ganz viel Promotext schreiben müssen, und das kann ich nicht aus der Schreibhand schütteln. Ich muss diesen Artikel schreiben, bevor ich irgendeine Aufgabe im Haushalt erledige oder von der Erkältung zermatscht einschlafe. Ihr kennt das. Vielleicht kann ich morgen auch gar nicht zur Arbeit. Ich fühle mich gar nicht gut. Egal weitermachen. Durchhalten. Aspirin. Ingwertee. Atmen:

Zurück zu Fee und dem Müttergenesungswerk. Also die machen gerade eine wunderbar, wirksame Aktion während ihrer Aktionswoche zur Müttergesundheit, man kann sogar was gewinnen. Ich zitiere:

“Unser Gewinnspiel zur Woche der Müttergesundheit trägt das Motto: „Zum Entspannen hilft oft malen“. Versuchen Sie sich zu entspannen und bemalen Sie und/oder Ihr Kind eine Mandalapostkarte! Senden Sie uns Ihr individuell gestaltetes Mandala per Post zu (bitte vermerken Sie dann auf der Karte Ihre E-Mail-Adresse, damit wir Sie im Fall eines Gewinns benachrichtigen können). Oder fotografieren Sie die Karte ab und stellen Sie sie auf unsere Facebook-Seite. Unter allen Einsendungen verlosen wir einen Karstadt-Gutschein im Wert von 25,-€. Teilnahmeschluss ist der 04.10.2017 “

Bin ich noch nie drauf gekommen. Zum Entspannen hilft oft malen! Ich dachte Baden hilft, dafür hatte ich keine Zeit bis jetzt, das ist auch so teuer bei meiner alten Gastherme, aber jetzt wo ich das Mandala habe, brauche ich eh nix mehr:

  • Ich drucke.
  • Ich male.
  • Ich bin.
  • Entspannt.
  • Sofort.
  • Bin schon beim inneren Kreis.
  • Mach ich rosa.
  • Ist gut fürs Herzchakra.
  • Der Druck fällt von mir ab.
  • Ein Mühlstein fällt uff den Wäscheberg.
  • Platsch.
  • Und alles auch gleich gebügelt.
  • Zauberhaft.
  • Magisch.
  • Großartig.
  • Bin jetzt mit dem ersten Mandala fertig.
  • Toll.
  • Male die Nacht durch.
  • Hab noch halbe Packung Druckerpapier, sollte reichen.
  • Kind ist nicht da.
  • Kann endlich mal was für mich machen.
  • Wollte zum Yoga, aber egal.
  • Mandalas ich will mehr Mandalas.
  • JEMAND MUSS MICH STOPPEN.

So und jetzt mal Butter bei die Fisch äh Mandalas: Gehts noch?

Wissen Sie wo Sie sich das Mandala hinstecken können? Ja genau da hin: ans Whiteboard – und dann sprechen Sie bitte alsbald mal mit den Damen und Herren vom Präsidialamt, wie das alles so weitergehen soll mit uns und Ihnen! Und welchen Stellenwert Müttergesundheit und Erziehung-und Sorgearbeit im Jahr 2017 haben sollte, und wie man über Müttererschöpfung spricht in der Öffentlichkeit, als Bedeutungsträger. Gerne können wir einen wertschätzenden Dialog darüber führen was MÜTTER WOLLEN UND BRAUCHEN BEVOR SIE KOLLEKTIV KURHÄUSER BESETZEN UND DIE WÄNDE BUNT MALEN WEIL SIE NICHT MEHR KÖNNEN!

Schloss Bellevue ist auch so blass, jetzt im Winter, fällt mir gerade ein.

Apropos: Auf der Website des Bundespräsidenten findet sich eine Zusammenfassung der letzten Bundesweiten Aktionswoche, das lässt ja hoffen.

Da geht bei mir die Text-Bildschere in Mähdreschergröße uff!

Was ist denn das für eine Botschaft? Hallo Bundespräsidialamt? HÖREN SIE MICH? Ist das alles was von einer “Aktion”swoche übrig ist? Frauen am Tisch?

Mich regt dieses Foto auf, auch die auf der Müttergenesungswebsite mit den Büchsenhalterinnen.

Ich meine nix gegen Elke Büdenbender, die Bundespräsidentengattin, die finde ich toll, aber was wird denn damit vermittelt? Muss man betteln gehen für die Gesundheit von Müttern?

Warum? Wir sind Leistungsträger, egal ob wir nebenbei arbeiten oder nicht. Uns stehen Maßnahmen zur Gesundheitserhaltung zu, die sind notwendig, dass das überhaupt noch sein muss in 2017, ist schlimm genug.

Bei aller Liebe und allem Respekt für Ihre Unterstützung: diese Bilder, und Aktionen schaden uns und Ihnen.

Ich hab ja keine Ahnung wie innovativ man sein kann und darf bei Ihnen, aber wenn Sie Ideen brauchen, ich habe Zeit, wenn ich nicht gerade Mandalas male, aus den Latschen gekippt bin, oder in dieses schwarze Loch unterm Wäscheberg gesaugt wurde, können wir reden –  jederzeit. Es muss sich echt was tun. So gehts nicht weiter meine sehr verehrten Damen und Herren.

Und wenn Du das auch so siehst, hab ich eine Bitte: mal doch eine Mandalapostkarte aus und schicke sie dem Müttergenesungswerk! Adresse siehe oben – oder lade sie bei Facebook/Twitter/Instagram hoch #maleinmandala hier geht es zur Vorlage – ich hätte ja gern eine Million Mandalas als Zeichen, dass wir ganz dringend Entspannung brauchen, und REDEBEDARF haben.

Übrigens hab ich die Erlebnisse meiner ersten und einzigen Mutti-Kind-Kur mal aufgeschrieben:

Die Mutter Kind Kur: Fluch oder Segen?

 

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