Dieser Artikel sollte eigentlich schon letzten Dienstag fertig werden. Mein Entwurf war ein total positiver Beitrag über Liebe und zweite Chancen im Leben. Endlich mal was fürs Herz. Es ging um alte gut bezahlte Politiker “verdiente Altpolitiker und ihr spätes privates Glück”. Der Artikel hat sich leider anders entwickelt – meine Karriere auch. Aber das ist die Polarität des Lebens, müssen wir alle aushalten: Yin & Yang, Oben & Unten, Dick & Dünn, Arm & Reich.

Dienstag war noch allet tutti. Ich blätterte in der aktuellen BUNTEN. Im Mittelteil fand ich mein Horoskop, sowie einen sehr aufschlußreichen kurzweilig formulierten Bericht über einen Alphamann, der es auf dem zweiten Bildungsweg, und Dank kluger Frauen, die ihm den Rücken gestärkt und für ihn gekocht haben, bis ganz nach oben geschafft hat. So gesehen und herum funktioniert das in Deutschland sehr gut: Haushaltsnahe Gewaltenteilung.

Was der Aufstieg mit Spülmaschinen zu tun hat:

Irgendwie hat er seinen Aufstieg sogar mir zu verdanken, nein ich hab nix gekocht, ich hab ihn mal gewählt, weil er es mit Tatkraft, Intelligenz und Bildung von ziemlich weit unten bis ganz nach oben geschafft hat. Da will man ja spätestens mit dem Schuleintritt selbst hin, ergo wählt man hoffnungsvoll solche Erfolgsbiografien. Auch wenn man vermutet: Der hat doch kein einziges Mal die Spülmaschine ausgeräumt in den letzten zwei Legislaturperioden? Tja. Frau lächelt, verzeiht und winkt.

Gott sei Dank darf ich hier laut ohne Filter denken. Wir sind ja unter uns. Ganz privat. Nur, du, ich und die Spülmaschine, die im Hintergrund leise surrt. Ich grübele schon seit Tagen über diesen BUNTE-Artikel vor allem über einen Satz darin: “Sie passt als Karrierefrau in sein Beuteschema” stand da. Das verwirrt mich gleich doppelt. Erstens habe ich diesen Mann 20 Jahre völlig falsch eingeschätzt, zweitens dachte ich bislang: Frauen von Politikern haben bis auf wenige Ausnahmen gar keine eigene Karriere, weil das gar nicht geht – vor allem bei uns?

Selbst in Frankreich, wo arbeitende Mütter irgendwie total normal sind, ist ein Politiker an der Seite eine Karrierebremse. Sogar eine Powerbraut wie Carla Bruni, die Mick Jagger gezeigt hat, wo der Frosch die Locken hat, ist daran gescheitert. Im aktuellen Stern sagt sie in einem Interview: “Es war eine spannende Erfahrung, die Frau des Präsidenten von Frankreich zu sein, aber das Leben ist jetzt einfacher. Ganz besonders, wenn ich auftreten will oder ein Album herausbringe. Damals wollten mich plötzlich nur noch Politjournalisten interviewen, und alle stellten bloß Fragen zu Nicolas Sarkozy”.

Ich fasse das Dilemma zusammen: Einige haben vorher eine Karriere, dann ist ihre Karriere aber seine Karriere: Er macht Politik, die Frauen repräsentieren, stützen, fördern und halten die Familie am Laufen – vor allem wenn sie Kinder haben. Ist das nicht auch wichtig? Also wenn man diesen schönen Satz “das Private ist politisch” mal konsequent bis zu Ende denkt, wenn das wirklich so wäre, warum verlegen die denn nicht den Bundestag öfter ins Homeoffice?

Politikerfrauen: Die im Haushalt sieht man nicht!

Ich finde das ja schade mit der fehlenden Sichtbarkeit. Ich traf schon oft Politikerfrauen auf Veranstaltungen und dachte: “Alter, die hat es voll druff, wieso ist sie nicht öfter hier und vor allem im Bundestag verdammt”. Man kann ja froh sein, wenn man mal ins Gespräch kommt mit Politikerfrauen in Deutschland, denn die hört, sieht und trifft man nicht, es sei denn ihre Männer sind ziemlich weit oben in der Hierarchie. Dann halten sie die Handtasche dekorativ in die Kamera, oder pflanzen Bäumchen für den Weltfrieden. Das meine ich jetzt nicht so böse wie es klingt.

Die Partner/innen sind immens wichtig  – nicht nur im Wahlkampf! Jeden verdammten Tag. Die gehen nämlich ans Telefon, wenn Egon Schubert von gegenüber anruft und bellt: “Also Monika sag Deinem Mann das geht so nicht mit den Flüchtlingen, ich hab den immerhin seit 2009 gewählt, ich wähle die Frau von Frosch, wenn der sich nicht langsam mal zusammenreißt”

Tja. Und so schließt sich der Kreis: Die richtige Partnerwahl und Unterstützung hat bei uns immer noch entscheidenden Anteil am beruflichen Fortkommen. Arbeitende Mütter wissen wovon ich spreche.

Warum Mütter eigentlich auch Politik machen können:

Übrigens haben Mütter einiges mit Politikern gemeinsam: Mit 80 Stunden pro Woche geben Bundestagsabgeordnete ihre Arbeitszeit an, und wenn du Regierungsmitglied bist, biste angeblich quasi 24 h Standby – das erinnert mich ja an meine alleinerziehende Elternzeit mit Säugling – nur müssen Kabinettsmitglieder nicht über Rückbildung, Stilleinlagen und Windeln nachdenken. Ich wundere mich ja, wie man es überhaupt schafft, unter diesen Umständen für Kinder zu sorgen. Aber die machen das ja nicht allein.

Die Bundestagsstatistik der 16. Wahlperiode (2009) sagt, dass von 612 Mandatsträgern 419 als verheiratet registriert waren. Davon hatten 280 zwei Kinder oder mehr. Sieben Abgeordnete lebten in Lebensgemeinschaften. Nur 19 waren geschieden.

Im Hinblick auf die Geschlechter-Zusammensetzung unseres frisch geschlüpften Bundestages, wird der Anteil von Frauen in Bundestagsabgeordnetenhaushalten, höher sein als im Haushaltsausschuss. Das macht mich panisch. Dich auch? Und jetzt? Frauen in die Politik! Rein theoretisch ist das ja alles kein Problem.

Es dauert allerdings ganz schön lang bis man im Bundestag sitzt, wieviele Mütter schaffen das überhaupt und können das mit Kinder haben vereinbaren? Kann der Fahrdienst zur Not das Kind zum Karatetraining fahren, wenn Mutti unverschuldet und -verhofft länger in der Sitzung ist, oder landet man dann gleich am Pranger mit den vier Buchstaben?

MUTTER MISSBRAUCHT FAHRDIENST!

Vielleicht müssen engagierte Mütter für politische Einflußnahme kreativ neue Wege gehen? Wie sang Otto Reutter einst so schön: Nehmen Sie nen Alten. Rein theoretisch kommt man ja als Begleitung von einem Alt-Hochkaräter überall hin:

Hast Du das Potenzial als Politikerfrau durchzustarten? Mach den Test:

  1. Interkulturelle Kommunikation: Du beherrschst mindestens 2 Fremdsprachen fließend (Russischkenntnisse von Vorteil!), und bist auch nach 3 Wodka in der Lage, das Glas splitterfrei an die Wand zu werfen. 2 P
  2. Fachkompetenz: Du hast studiert mit Abschluss und summa cum haste nicht gesehen  – gern Medizin, Volkswirtschaft, Jura, Politik, Theologie oder Agrar- oder Umweltwissenschaften. 5 P
  3. Medienkompetenz: Du bist medienaffin, oder noch besser Journalistin, du pflegst gute Verbindungen bzw. hast es dir mit keinem Blatt bzw. ehemaligem Vorgesetzten so richtig verschissen. 4 P
  4. Hauswirtschaften: Wundbrand und Gefrierbrand kannst du unterscheiden – du beherrscht die Alphamänner langfristig an dich bindende Kunst ein Steak perfekt blutig zubereiten – auch wenn du selbst schon jahrelang vegan lebst, und freust dich über spontane Dinner-Gäste, die den Klodeckel nicht runterklappen. 8 P
  5. Selbstkontrolle: Du unterdrückst Irritation bzw. deine Augenbrauen, und kannst die Mundwinkel völlig entspannen, egal welcher Smalltalk-Irsinn gerade um dich wogt – du wirst auch nie die Handtasche erheben gegen unverschämte Journalisten – schwöre auf das Grundgesetz!. 4 P.
  6. Stil: Du trägst klaglos figurnahe Kostüme und Pumps, strahlst damit Eleganz und Würde aus, obwohl du Hosenanzüge und Sneakers viel cooler findest. 2 P.
  7. Pflichtgefühl: Du kannst aus dem Stegreif komplexe Zusammenhänge soufflieren, falls er mal wieder tütelich ist, weil er wieder seine pflanzlichen Arzneimittel zur Besserung von (altersassoziierten) geistigen Leistungseinbußen nicht genommen hat. 6 P.
  8. Demut: Du empfindest große Zufriedenheit bei Talkshows oder Vorträgen gut gepudert in der ersten Reihe zu sitzen, denn die letzte Biografie hast sowieso eigentlich du geschrieben, sonst wäre sie nie fertig geworden, und sie würde sich nicht so gut verkaufen.

Lohnt sich denn der ganze Aufwand überhaupt? Nun ja, wenn wir das rein nüchtern vom wirtschaftlichen Aspekt betrachten, und du neulich wie ich auf den Rentenbescheid geweint hast?  Es gibt da gerade ein aktuelles Fallbeispiel.

Und das Motto für diese Woche ist:  Yin, Yang & Yoga.

 

Das bisschen Haushalt schafft echt jeder: Mann!

 

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