Ich bin die Tochter eines Drückebergers. Mein Vater hat sich aus dem Staub gemacht, wie es so schön heißt. Er war seiner Zeit ziemlich weit voraus. Ghosting nennt man das glaube ich heutzutage.
Jemand, mit dem man eben noch sehr eng zusammen war, verschwindet plötzlich. So in etwa wie ein Stück Eis, das man vom zugefrorenen See kratzt und in der Hand hält, als Andenken an einen schönen Wintertag mit der Familie. Spätestens in der warmen Wohnung ist nichts mehr zu sehen, ausser der Kälte in der Hand – die etwas länger bleibt.
Mit meinem Vater verschwand nicht nur die Familie, die ich kannte: In den folgenden Jahren erlebte ich den Kampf meiner Mutter um ihre Würde und finanzielle Gerechtigkeit.
Es verging keine Woche ohne einen Brief von irgendeinem Gericht oder Anwalt. Allerdings ohne Erfolg, meine Mutter konnte nichts machen. Es war anscheinend völlig normal und legitim, seine Kinder finanziell nicht zu versorgen. Mein Vater kam mit allem durch. Er war nicht greifbar, selbst für einen pfändbaren Titel. Es vergingen Jahre bis irgendeine Zahlung geleistet wurde.
Das Verhalten meines Vaters hat unsere Familie nicht nur wirtschaftlich ruiniert. Dieses sich Drücken, Ignorieren und sich aus der Verantwortung stehlen hat die Beziehung zu meinem Vater belastet und unmöglich gemacht. Ich habe sein Verhalten verachtet und bis heute nicht verstanden. Wie soll man das auch als Kind?
Geld ist nicht alles im Leben, sagt man, aber Liebe geht auch durch den Magen. Kinder müssen essen, sie brauchen ein Dach über dem Kopf und verdienen mindestens ein Weihnachtsgeschenk.
In dem Jahr in dem mein Vater gegangen war, bekam ich ein Weihnachts-Paket von einer Frau, die ich nicht kannte. Ich weiß noch wie mein Herz hüpfte, als es klingelte. Ich dachte es sei mein Vater, der zurückkam oder mir wenigstens frohe Weihnachten wünschen wollte. Und natürlich erhoffte ich ein Geschenk. Kinder sind so.
Die fremde Frau an der Tür, fragte nach meinem Familiennamen. Dann gab sie mir ein Paket. Sie lächelte verlegen auf mich herab und sagte: “Das ist für Kinder, die nicht so viel haben”. Ich war verwirrt. Was meinte sie damit? Vielleicht hatte ich wirklich keinen Vater mehr?
Ich starrte auf das Päckchen und schwor: Ich mach das nicht auf, ich bekomme ja noch das Geschenk von meinem Vater. Der lässt mich nicht im Stich. Egal warum er meine Mutter nicht mehr mag. Es wurde dunkel. Ich wartete am Fenster und spähte aufgeregt durch die Gardine. Stundenlang.
Er kam nicht. Das Geschenk auch nicht. Und keine Karte. Nicht zum Geburtstag, nicht zu Weihnachten. Nie. Nicht mal Geld für was zu Essen gab es von ihm. Mein Vater zahlte keinen Unterhalt.
Offenbar hatte ich aufgehört zu existieren? Vielleicht war ihm auch etwas schlimmes passiert?
Ich konnte darüber nicht mit ihm sprechen. Mit meiner Mutter auch nicht. Mit niemanden. Ich war ein sehr zorniges einsames Kind. Meine Welt war aus dem Gleichgewicht geraten, finanziell und sonst auch überall.
Einige Jahre später erschien mein Vater wieder auf der Bildfläche. Zum Scheidungstermin. Er hatte keine Zeit und wieder kein Geschenk dabei. Ich freute mich trotzdem. Daran war ich ja schon gewöhnt. An das was dann kam aber nicht:
“Ich verzichte auf das Besuchsrecht”, sagte er vor Gericht. Ich hab es gehört.
Mit diesem Satz ging meine Kindheit zu Ende. Es war mir, als drückte jemand einen Knopf, und etwas sehr schweres undurchdringliches legte sich über all das was mein Vater für mich war. Rolladen runter. Zu.
War aber nicht weiter schlimm, dachte ich. Ich hatte in den nächsten Jahren genug zu tun. Ich kam a) in die Pubertät und musste b) meinen Vater als ich volljährig wurde auf Unterhalt verklagen. Ein ganz normaler Vorgang erklärte mir ein Anwalt.
Apropos: Mein Vater hat wieder geheiratet. Die Frau brachte eine Tochter mit in die Ehe. Das hat mir jemand erzählt, der meinen Vater von früher kannte. Die neue Familie lebte glücklich in einem Haus mit Garten.
Wir lebten in einer kleinen Wohnung. Das Haus war schon lange verkauft worden. Geschiedene Frauen bekamen trotz regelmäßigem Einkommen damals nicht so leicht Kredite. Es waren halt andere Zeiten?
Nun bin ich selbst alleinerziehende Mutter. Im Gegensatz zu meinem Vater zahlt der Vater meines Kindes regelmäßig Unterhalt.
Danke.
Ich habe heute einen unsäglichen Artikel gelesen auf einem Blog, der sich als antifeministische Befreiungsfront zur Unterhaltszahlung verpflichteter Männer versteht? In dem Artikel verunglimpft der Verfasser Christine Finke vom Blog Mama arbeitet.
Nachdem ich mich durch die Kommentarspalte des Artikels im Maennermagazin geackert habe, und die Biographie des Blogbetreibers gelesen habe, komme ich zu der Erkenntnis, dass sich in den letzten 35 Jahren nicht viel geändert hat.
Ich zitiere aus dem Kommentar eines Marc Webers: “Wir Männer (und “wir” werden immer mehr) haben schlicht und ergreifend keine Lust mehr zum Spielball einer Frau und letztendlich einer ganzen “Industrie” zu werden, die sich darauf spezialisiert hat Männer finanziell und psychisch fertig zu machen.”
Dass ich das noch erlebe! Irgendwo im Untergrund operiert anscheinend sehr erfolgreich das SEK Unterhalt. Muss sofort meine Mutter anrufen.
Wir melden uns freiwillig aus der Reserve. Sich vor dem Unterhalt zu drücken ist kein Kavaliersdelikt. Die Verpflichtung einem Kind gegenüber endet nicht, weil die Beziehung zur Mutter endet. Nie. Es gibt viele Väter, die sich im Recht fühlen, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen, warum auch immer.
Die Situationen sind komplex und sehr verschieden.
Auf der Strecke bleiben aber immer die Kinder. Ob sich ein Konflikt und Kontaktabbruch um das Geld dreht oder nicht, ist denen nämlich ziemlich egal. Sie können das nicht verstehen und unterscheiden.
Maria Montessori sagt:
Alle unsere Irrtümer übertragen wir auf unsere Kinder, in denen sie untilgbare Spuren hinterlassen.
Eine kluge Frau.
Verwaiste Väter sind beklagenswert; Allein verwaiste Kinder sind es mehr.
sagt Johann Wolfgang von Goethe.
Ein sehr vernünftiger Mann.
Nini
14. Dezember 2016 — 15:44
Ich fühle voll und ganz mit dir. Mein Vater hat ab und zu mal 60!€ Unterhalt gezahlt. Als ich dann klagen sollte war mir das Zuwider – für mich fühlte es sich nach Betteln an. Nichtmal als ich nach fast 10 Jahren ohne Kontakt nur eine Bescheinigung fürs Bafög brauchte, bekam ich keine Antwort…
Notyetaguru
15. Dezember 2016 — 7:50
Danke – ja das ist ganz schlimm, wie man sich als Kind fühlt, wenn man klagen muss. Diese Nicht-Reagieren ist ganz schlimm, man fühlt sich immer so als sei man an allem schuld. Viele Grüße an Dich!
Entsorgter
14. Dezember 2016 — 19:21
Haben Sie Ihren Vater gefragt? Nur er kann Ihnen Auskunft geben.
Prinzipiell gehört der Vater immer und in alles eingeschlossen. Tun Sie das, oder ist das Kind Ihres alleine?
Prinzipiell sollen Geldzahlungen belegt werden, denn das Geld für das Kind ist nicht für die Mutter. Sollten Sie machen, dann garantieren Sie die Bereitwilligkeit. Garantiert.
Im übrigen ist die gesetzliche Situation völlig unhaltbar und es besteht eine Ungleichstellung für Männer.
Der von Ihnen kritisierte Autor wäre nicht wie er ist, aber die Mutter zog einfach weit weg, nahm die Kinder weg, und terrorisierte über Anwältin sogar den Arbeitgeber so dass er die Stelle verlor. Kann die Mutter legal machen, das ist dann gerecht? Ohne das würde er heute mit der Familie leben und einen guten Lebensunterhalt garantieren.
Übrigens, selbst bei freiwilliger Zahlung über Jahrzehnte, wenn keine Auskunft dem Vater gegeben wird, oder jegliche Beteiligung verweigert wird, dann reicht es irgendwann. Denn als Zahlsklave will keiner arbeiten. Sie müssten daher das grösste Interesse haben diese Männer zu verstehen um den ökonomischen Absturz zu verhindern.
Grüße
Notyetaguru
15. Dezember 2016 — 1:39
Ja ich habe meinen Vater gefragt. Ich hatte Glück, er brauchte eine Unterschrift von mir für etwas. Ich stellte meine Frage und bekam keine Antwort. Meine Eltern hätten mir das bestimmt ersparen können: Kein Kind muss sich um Aufgaben und Konflikte auf der Elternebene kümmern. Eltern müssen ihre Konflikte auf Elternebene unter sich selbst austragen. Natürlich gehört ein Vater zum Leben seiner Kinder dazu. Wie kann man aber jemanden einschliessen, der sich aus allem ausschliesst? Das ist kein Gefühl aus meiner Kindheit, sondern eine erlebte Tatsache. Bitte erlauben Sie mir an dieser Stelle eine Frage: Haben Sie diesen Text wirklich gelesen oder nur zornig überflogen? Es steht ja ganz eindeutig, dass mein Vater keinen Kontakt zu uns wollte.
Natürlich sollten immer alle Zahlungen belegt werden und selbstverständlich ist das Geld für das Kind, wenn dann mal welches kommt. Das wird wohl niemand bestreiten wollen?
Ihren Satz zu der gesetzlichen Situation und die Behauptung, dass eine Ungleichstellung der Männer bestehe, kann ich nicht nachvollziehen, weil Sie mir keine Belege liefern.
Zu Ihren Hinweisen zu dem von mir kritisierten Autor. Es gibt viele traurige Geschichten. Es gibt traurige Väter und schreckliche Mütter, und schreckliche Väter und traurige Mütter, UND ganz bestimmt gibt es zu viele schrecklich traurige Kinder. Und das schon ziemlich lange: Viele Eltern verknüpfen eine sachlich notwendige Geld-Leistung, die den Kindern zusteht, an Bedingungen, an Erwartungen, Ängste und unbewältigte Konflikte (“Wenn Du nicht zahlst, siehst Du Deine Kinder nicht” oder “Wenn Du nicht machst was ich will, bekommst Du keinen Unterhalt”).
Wir tragen das Thema Unterhalt – unwissentlich oder nicht – immer auch auf dem Rücken unserer Kinder aus; allzu oft vor lebensfernen Richtern, und unterstützt von am Konflikt gutes Geld verdienenden Anwälten. Mit sehr dramatischen Folgen für Einzelne und unsere Gesellschaft. Wo bitte bleibt da das Kindeswohl? Ich finde das müsste in der Tat unser größtes Interesse haben.
Ich glaube das für viele Männer mit der Scheidung und dem Verlust der Familie auch eine wichtige Säule ihres Selbstverständnisses als Ernährer weg bricht. Das lese ich auch aus Ihrem Kommentar, bitte verziehen Sie mir, wenn ich das falsch interpretiere. Ich für meinen Teil, habe nie in der klassischen Rollenverteilung gelebt, und es war mir immer wichtig mein eigenes Geld zu verdienen.
Ich kann verstehen, dass der Verfasser mit seiner Situation hadert – und ich kann mich sehr sehr gut hineinversetzen in das Gefühl, ausgeschlossen zu werden, aber all das gibt niemandem das Recht, andere mit Häme zu überziehen – oder Unterhalt zu verweigern.
Aber vielleicht ist das ja alles nicht wahr, sondern Satire und Jan Böhmermann lacht jetzt über mich? Wie auch immer viele Grüße und gute Nacht Herr X.
Anja
15. Dezember 2016 — 7:37
Auch mit mittlerweile 44 Jahren bin ich immer noch fassungslos darüber, dass meine Eltern sich trennten und mei leiblicher Vater mich nie wieder sah. Auch meine Großeltern, die geschworen hatten, dass sie mich übers Wochenende mit ins Wochenendhaus nehmen würden – nie hat auch nur einer von ihnen Kontakt zu mir aufgenommen. Ich war 2 Jahre alt, als sie sich trennten. Das reicht wohl nicht, um eine Beziehung aufzubauen.
Keine Karte, kein gar nichts. Und als er vor seiner Zeit starb, verbot seine neue Frau uns sogar, zur Beerdigung zu kommen. Da war ich 14.
Aber gezahlt hat er wohl. Kam zwischenzeitlich vom Amt, weil er kein Einkommen hatte und es war auch immer nur der Mindestsatz. Aber den gab’s.
Nur wie erwachsene Menschen einfach so ein Kind aus ihrem Gedächtnis streichen können, das habe ich nie verstanden.
Notyetaguru
15. Dezember 2016 — 7:48
Liebe Anja, das tut mir leid – vor allem das mit der Beerdigung. Ich war auf der Beerdigung meines Vaters. Eine frühere Nachbarin hatte die Todesanzeige gesehen und meine Mutter angerufen. Auf der Beerdigung kam ich nur klar, weil wir Geschwister gemeinsam dorthin gegangen sind. Ich starrte auf den Sarg, hörte was die Trauerrednerin erzählte über das, was mein Vater für andere Menschen war und ihn so interessiert hatte. Ich saß in der letzten Reihe, war sonst nirgendwo Platz, das brachte mich zum Lachen – sogar auf der Beerdigung bin ich fast raus, dachte ich. Ich habe diese Frage “wieso mein Vater das getan hat” irgendwann losgelassen, weil ich mich entschieden habe, dass ich daran nichts mehr ändern kann – und sowieso nie eine Antwort auf diese Frage bekomme. Viele Grüße
Katinka aus LE
15. Dezember 2016 — 9:35
Anscheinend sind wir viele, die nicht begreifen können, weshalb unser leiblicher Vater sich nie für uns interessiert hat. Ich habe im Einvernehmen mit meiner Mutter von einem gerichtlichen Kampf abgesehen, als mein Vater (ich nenne ihn “Erzeuger”) sich weigerte, für mich zu zahlen, als ich mit dem Studium anfing. Ich habe es durchgezogen und nebenbei gearbeitet, daraus habe ich viel gelernt und weiss, dass ich mich immer durchboxen werde und kann. Es war also für etwas gut. Dann ist mein “Erzeuger” leider frühzeitig verstorben und in mir bleibt der schale Geschmack der ungestellten Fragen. Weil ich ihn schon gern mal gefragt hätte, wie es zu all diesen Entscheidungen kam. Warum er mich einfach nicht geliebt hat. Denn wenn er mich geliebt hätte, hätte er darum gekämpft mich zu sehen und Zeit mit mir zu verbringen. Eines ist klar: die Beziehung zu meinem Vater hat mein gesamtes Leben nachhaltig geprägt.
Notyetaguru
15. Dezember 2016 — 11:19
Ja es gibt viele verstossene Kinder. Und verstossene Väter, jedenfalls schließe ich das aus den sehr “wütenden” Kommentaren mancher Väter. Mit diesem Beitrag möchte ich eigentlich nur zeigen, was diese Verweigerung mit den Kindern macht. Abwesende Väter prägen uns genauso wie welche die immer da sind, glaube ich. Ihre Lücke hinterlässt in uns eine Leere, die wir mit vielen Dingen füllen, ob wir wollen oder nicht. Manche Kinder distanzieren sich und entscheiden sich für die Mutter, andere erhöhen den Vater und verachten die Mutter. Ich glaube was es mit uns macht ist sehr individuell, weil wir alle verschieden sind. Natürlich kann diese frühe Selbstständigkeit oder die Erkenntnis, dass man sich nicht immer auf Erwachsene verlassen kann, auch die eigene Widerstandskraft erhöhen. Mit diesem Fehlen in der Familie muss man umgehen, dass kann man nicht aussitzen. Kinder können das in jedem Fall nicht “gut” alleine schaffen. Ich habe viele Jahre auch “Erzeuger” zu meinem Vater gesagt, das hat mir geholfen erstmal. Inzwischen bin ich bei “Mein Vater” angekommen. Allerdings klang es sehr lange sehr nach “Darth Vader” – geht mir aber jetzt ziemlich neutral in der Tonlage über die Lippen. Wichtig ist einfach immer zu wissen, dass man nichts falsch gemacht hat als Kind.
MissRouge
19. Dezember 2016 — 15:39
Ich würde mir gerne Rat bei dir – oder anderen Betroffenen – holen. Der Vater meines Sohnes (4) hat jeglichen Kontakt vor über einem Jahr abgebrochen (gezwungenermaßen habe ich vor ein paar Monaten das alleinige Sorgerecht beantragt, nicht einmal zur Verhandlung ist er erschienen, im Urteil hat die Richterin vermerkt, dass ein Kontakt erwünscht ist und auf Hilfsangebote hingewiesen) ich gehe davon aus, dass sich diese Distanz auch in Zukunft kaum ändern wird. Was mich wirklich bedrückt, ist das was hier beschrieben wurde… wie reagiere ich, wenn mein Sohn mich nach seinem Vater fragt, wie kann ich ihm die Abwesenheit erklären, sodass er sich nicht abgehalftert fühlt. Was hättet ihr gebraucht, um damit besser umgehen zu können?
Notyetaguru
21. Dezember 2016 — 9:03
Liebe Miss Rouge, ich finde Du bist schon auf einem guten Weg, weil Du damit umgehen möchtest und Dir Rat holst. Die Abwesenheit kannst Du leider nicht erklären. Du kannst nur feststellen, dass es so ist und Deinem Sohn zeigen, dass es Dir leid tut und ihm erlauben darüber zu sprechen. Was Kinder vor allem brauchen ist, einen Raum zu haben, für alle Gefühle die kommen. Ich war zum Beispiel furchtbar traurig, aber meine Mutter war das auch, deswegen hab ich meine Trauer sehr lange nicht gezeigt. Ich bin stattdessen immer “wahnsinnig” tapfer gewesen. In meiner Generation war das sehr beliebt als Rat. Wir spielten alle Winnetou, dabei liegt der ja irgendwann sterbend auf Old Shatterhand.
Tja: Zusammenreißen und in keinem Fall traurig sein. Und bloß nicht darüber sprechen was man fühlt. Heute weiß ich, dass das eine ziemlich ineffiziente und bekloppte Strategie ist – mit 10 fand ich das allerdings total praktisch. Hat mir auch keiner was anderes erzählt, soweit ich mich erinnere.
Wenn Dein Sohn fühlen kann, was auch immer gerade kommt in Bezug auf seinen Vater, dann ist das schon sehr viel und wird ihm helfen. Du solltest ihn immer fragen lassen und sagen lassen was er mit seinem Vater verbindet. Auch wenn das mitten im Supermarkt ist. Die Fragen nach dem Vater kommen bei mir jedenfalls immer unvermittelt.
Ich finde es bei Jungs wichtig, dass sie verlässliche männliche Bezugspersonen haben. Mein Sohn hat zwei Patenonkel, und in der Kita gab es einen Erzieher.
Was Du auf keinen Fall machen solltest ist: Deinem Kind vorschlagen einen Brief zu schreiben oder ein Bild malen, dass ihr dann zusammen losschickt. Wenn er sich das irgendwann wünscht – dann solltest Du in jedem Fall vorher Kontakt herstellen, und den Vater bitten, wenigstens darauf zu reagieren. Es ist wirklich schlimm für Deinen Sohn, wenn darauf keine Reaktion kommt.
Hier noch etwas für Dich: Solange Du nicht weißt, warum der Vater den Kontakt abbricht, wird es schwierig bleiben einen regelmässigen Kontakt herzustellen. Das musst Du akzeptieren. Dein Sohn wird auch damit leben müssen, aber er wird damit zurechtkommen, das glaube ich fest, denn er hat eine Mutter, die ihm hilft damit umzugehen! Das ist sehr viel. Alles Gute für Euch PS: Auch wenn es in diesem Blog um Krisen geht, bin ich ein sehr humorvoller Mensch geworden – vielleicht gerade weil mir das alles passiert ist. Und es gibt Beratungsstellen, die helfen. Leider sehr wenig für Jungs ohne Väter – jedenfalls hier in Berlin. Und es gibt immer die Möglichkeit sich Unterstützung von erfahrenen Therapeuten zu holen.