Ich gehörte zu den stolzen 4%. Die 4% sind ein ziemlich exklusiver Zirkel. Wir sind von Beginn an alleinerziehend. Weniger empathisch veranlagte Menschen werden jetzt aufstöhnen: Das Kind ist doch noch gar nicht da – und schon gibt es was zu jammern! Ja stimmt: Das Gute an der Situation ist, dass du mit deinem Nachwuchs zusammen hineinwächst in dein neues Leben als Ein-Eltern-Teil. Dich haut der Trennungshammer nicht mitten im perfekt aufeinander eingespielten Elternglück aus den Schuhen oder der fast abbezahlten Eigentumswohnung. Du und dein Nachwuchs zusammen gegen den Rest der Welt – so fühlt sich das ungefähr an. Single Mother of Dragon! Wenn Frauen sich dafür entscheiden, ihr Kind auch ohne Partner zu bekommen, ist das eine sehr persönliche und mutige Entscheidung. Punkt. Alles gut – rein theoretisch – und nun zum praktischen Teil:
Zusammen ist man weniger allein
In der Schwangerschaft sind Frauen sensibel und schutzbedürftig. Wer kombiniert normalerweise freiwillig Essiggurken mit Nutella??? Jeder kann sich vorstellen, dass eine Single Schwangerschaft eine ganz besondere Herausforderung ist: Eine große emotionale Belastung trotz aller glücklichen Umstände.
Ich erinnere mich gerade wieder an meine Umstände. Jemand, den ich kenne und sehr schätze, macht sich auf den gleichen Weg. Niemand, der es nicht selbst erlebt hat, kann ermessen wie verdammt anstrengend diese Zeit ist. Diese Ungewissheit was kommt, ob man das alles alleine schafft, ob es das Richtige war – all diese Fragen sind 40 Wochen lang so präsent wie der Mutterpass und schlauchen wahnsinnig.
Es ist völlig normal, dass man sich als Allein-Schwangere auch mal eine Zeitlang zurückzieht und Schutz sucht. Das ist nicht seltsam oder egoistisch – es ist ok. Es sollte aber nicht zum Dauerzustand werden. Wenn ich an meine Schwangerschaft zurückdenke, dann stand ich manches Mal auf der Einsiedler-Kippe. Ich pendelte nur noch zwischen Arbeit, Eisdiele und Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung. Freunde und Bekannte habe ich teilweise gemieden, weil ich mich vor deren Fragen und Kommentare gefürchtet habe – oder vor Neuigkeiten vom Kindsvater. Ich habe viele Brücken abgebrochen und viele vor den Kopf gestoßen damals. Das tut mir sehr leid. Das ich überhaupt noch Freunde habe und ein Hobby, verdanke ich meiner Frauenärztin. Die tätschelte mir irgendwann mal beim Ultraschall meine Hand und sagte:
“Kindchen sie gehen, aber schon noch unter Leute – das ist nicht gut für sie beide, wenn sie sich einigeln und so traurig sind – seien Sie stolz auf sich – halten Sie den Bauch in die Sonne – wenn das Kind da ist, kommen sie eh erstmal zu nix”
Das habe ich mir zu Herzen genommen. Wofür sollte ich mich eigentlich schämen? Proud Single Mother of Dragon! ROAR! Ich ging also wieder raus. Meistens zum Tango. Ich ignorierte Fragen oder konterte sie schlagfertig. Ich tanzte mich glücklich. Bis drei Tage vor Geburtstermin drehte ich meine Kugel auf dem Parkett und hatte eine sehr gute Zeit. Ich hatte aber auch eine sehr unkomplizierte Schwangerschaft. Ich fühlte mich topfit. Ich kann nur jeder Frau in einer ähnlichen Situation raten: Geh raus! Versteck Dich nicht. Gib Deinen Freunden eine Chance, tue was Dir gut tut. Meide Menschen mit negativer Energie, aber nicht jeden Kontakt nach Aussen. Halte den Bauch ins Licht so oft Du kannst!
Und nun wertvolle Hinweise für Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen einer Allein-Schwangeren: Wenn man sich aufrafft und rausgeht, dann will man vor allem eines – sich angenommen fühlen. Man möchte nicht hören, was man sowieso ständig als mehrfach Hiob-Echo im Kopf hat. Fragen wie:
Wie ist das denn passiert?
Wo ist der Vater?
Oh Gott hast Du Dir das gut überlegt?
Wie willst Du das schaffen – finanziell und so?
will man weder hören noch beantworten. Man beschäftigt sich damit nämlich rund um die Uhr. Wenn man diese Fragen hören oder beantworten will, dann wird man das seinem Gegenüber schon signalisieren. Meistens will man einfach nur sitzen und Musik hören, tanzen (Di Sarli), guten Kuchen oder Eis essen, albern sein, Shoppen gehen – in jedem Fall nicht an all das denken was kommt. Das kommt sowieso und früh genug, spätestens nach 40 Wochen laut Mutterpass. Und egal was es dann ist, es freut sich über eine Armada freundlicher Menschen, die für es und seine Mutter da sind. Because: IT TAKES A VILLAGE TO RAISE A CHILD! Aber HALLO!
Kommentare von Notyetaguru
Ein Wochenende in Worten:
Danke Falk!
Ein Wochenende in Worten:
Bitte meine Liebe und ich danke für Deine Worte!
Working Moms nerven? Warum Deutschland ein Problem hat und ich keinen Bock mehr!
Welche Ehre vielen Dank!
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