Momentan miste ich aus. Ich trenne mich von ganz vielen Yoga-Seiten bei Facebook, weil sie mich nerven. Es gibt einige denen ich die Treue halte: Kaerlighed zum Beispiel, weil Madhavi super toll schreibt, und Ihre Facebook-Posts immer schön balancieren zwischen Yoga leben und Yoga Lifestyle. Ansonsten allerdings fühle ich mich mehr und mehr Yoga-Konsum terrorisiert!

Was meine ich damit? Yoga ist nicht nur unglaublich gut für mein Selbst, sondern auch unglaublich hip. Da ich leider in einem total angesagten Bezirk wohne und praktiziere, bin ich mitten drin: Attraktive Frauen laufen mit Yogamatte unterm Arm durch meinen Kiez. Sie tragen die typische Yogauniform: Oversize-Shirt mit Spruch, stylische Leggins – um den Hals baumelt ein schickes Om in Echtgold. Sie federn zum oder vom Yoga-Unterricht und knabbern an einem Frucht-Riegel, der mindestens 28 Stunden in irgendeinem schicken Berliner Hinter-Loft aus Brandenburger Fallobst handgedörrt wurde.

In Mitte wird Yoga zurzeit vor allem konsumiert statt praktiziert. Eine steile These ja ich weiß. Kann sein, dass wir hier besonders anfällig sind, weil die Hipsterdichte besonders hoch ist. Allerdings beobachte ich dieses Phänomen auch vermehrt im Netz. Es geht auf vielen Seiten immer mehr darum Produkte zu verkaufen: Matten, Mantrabänder, Tee, Mixer, Workshops, Klamotten, Einzel-Coachings, Bloggingkurse, Retreats, Festivaltickets, Bücher, CD’s. Mir ist das einfach zuviel. Ich könnte das im übrigen auch gar nicht mitmachen. Denn all das ist nicht nur schön, sondern teuer. Mir geht es aber nicht nur ums Geld, auch kostenlose Dinge stressen mich: Stichwort Freebies. Es nervt mich, wenn mir auf einer Seite gleich zur Begrüßung das Feld mit einem kostenlosen Produkt ans 1. bis 3. Auge poppt.

Natürlich ist das nicht alles schlecht. Viele Produkte sind prima und haben Ihren Sinn: Auch ich bin sehr froh, dass es spezielle Yoga-Klamotten gibt, weil niemand wirklich will, dass jemand seine olle Sporthose mitten im Unterricht verliert. Aber Werbung für eine personalisierte Yogamatte geht mir directement auf’s Kronen-Chakra! Wer bestellt sich sowas? Hoffentlich nur Mütter für Ihre Kinder??? Sorry ist mir too much.

In meinem Studio zum Beispiel gab es früher fast nichts, und das war für mich sehr viel. Genau deswegen fühlte ich mich dort gut aufgehoben. Alles war auf das Wesentliche reduziert: Die Menschen und die Energie. Das hat sich inzwischen ganz schön verändert. Es ist üppiger geworden, weil Yoga in Berlin boomt und die Lehrer echt gut sind: Jetzt sind da mehr Räume, eine große Umkleide mit Duschen, ein kleiner Shop, Säfte, ein toller Außenbereich, mehr Workshops mit Lehrern aus Übersee und ab und an kostenfreie Events. Das ist toll – ich weiß, ich sollte einfach den Hals weiten, atmen, und mich über das vielfältige Angebot freuen. Kann ich aber nicht. All diese Nice to Have’s schrecken mich eher ab.

Ich weiß, das ist leicht gesagt: Ich muss mit Yoga kein Geld verdienen, mein Yoga-Investitions-Budget ist bescheiden und mein Blog ist mein Hobby. Vom Yoga zu leben (und damit meine ich nicht am Rande des Existenzminimums zu darben) ist nicht einfach. Ich kenne viele tolle YogalehrerInnen, die sehr viel Geld in Ihre Ausbildung gesteckt haben, wunderbar unterrichten und doch auf keinen grünen Zweig kommen. Die Konkurrenz ist hart. Als freie YogalehrerIn in Berlin rotierst Du ganz schön, damit Du auf eine gute Stundenzahl kommst. Ein Yogastudio zu eröffnen ist noch härter. Es ist ein unternehmerisches Risiko – und die Leute in Mitte bei Laune zu halten ist besonders schwer. Deswegen bin ich jetzt schön still, meditiere ein halbes Stündchen und halte meinen Studio weiter die Treue bzw. die Matte. Apropos Matte: Personalisierte Matten??? Are you kidding me? Mein Chakra vibriert wieder.

Hier abschliessend noch meine Yoga Must Haves:

  1. Yoga-Matte (Leihmatten müffeln manchmal ganz schön, ehrlich gesagt weiß man auch nie, wo man gerade seine Nase drauf platziert)
  2. Yoga-Pants (nichts ist schlimmer als unfreiwillig seinen Hintern frei zu legen oder einen nackten Hintern vor sich zu haben, der sich langsam in Richtung Gesicht schiebt)
  3. Block (ist vielfältig zuhause einsetzbar – zum Beispiel als Rammbock beim Playmobil spielen)
  4. Gurt (s.o.)
  5. Yoga-Towel (weil dünner als die Handtücher at home, haben Matten-Größe und sind viel angenehmer auf der Haut)